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Geschwisterstreit

On 02.07.2019 by anna

Ein Essay über Geschwister – und unsere Strategie bei Geschwisterstreit (mit Link zu meinem sehr langen und ausführlichen Gastartikel über Geschwisterstreit)

Geschwisterstreit ist wohl eins der Themen, die Eltern am meisten herausfordern. Ich bin als eins von drei Kindern aufgewachsen und erinnere mich an viel Streit – und daran, dass ich immer froh war, Geschwister zu haben.

Heute habe ich selbst drei Kinder, eins davon noch ein Baby. Die Schwestern lieben ihr Brüderchen abgöttisch und gehen (meistens) sehr sanft mit ihm um, aber ich habe den Eindruck, dass sie seit der Geburt häufiger streiten. An manchen geht Tagen ein Streit nahtlos in den nächsten über und am Ende heulen alle. Dann frage mich, warum um alles in der Welt es so wichtig ist, zuerst den blauen Stift haben zu dürfen. Doch ein Streit um Banalitäten ist eigentlich ein Streit um Ressourcen. Unsere Zeit und Aufmerksamkeit sind begrenzt und in unseren Kindern steckt noch die alte Angst, nicht genug zu bekommen. Wir können eigentlich sehr dankbar darüber sein, wenn unsere Kinder um lila Plastikeinhörner streiten und nicht um das letzte Brot kämpfen müssen.

Aber wie können wir mit dem Streit am besten umgehen? Ich glaube nicht, dass Kinder das „unter sich regeln” müssen oder können. Schreite ich nicht ein, gewinnt immer die Stärkere und das würde eine Hierarchie etablieren, die ich für sehr ungesund halte. Kinder brauchen uns Eltern, um einen Streit gut lösen zu lernen – aber nicht als Schiedsrichter*innen, sondern als Mediator*innen.

Mittlerweile kann ich aus der Tonlage der Kinder gut heraushören, ob ein Streit gleich eskalieren wird. Dann stürze ich zur Kinderzimmertür – um betont langsam einzutreten. Im Streit brauchen Kinder niemanden, der zusätzlich Aufregung einbringt. Ist jemand verletzt, kümmere ich mich zuerst darum. Die jeweils andere hilft dabei. Eine erzwungene Entschuldigung hat für mich keinen Wert, wenn sie nicht ehrlich gemeint ist. Mir ist es wichtiger zu zeigen, dass es nicht in Ordnung ist, jemandem weh zu tun und wir uns um Verletzte kümmern müssen. Nachfragen, wo es weh tut, pusten, einen Kühlakku oder ein Pflaster holen können auch die Kleinsten.

Es interessiert mich weder, wer angefangen hat, noch was die jeweils andere gemacht hat. Schuldzuweisungen stoppe ich – aber ich möchte die Wünsche und Bedürfnisse beider Kinder hören. Und dann suchen wir gemeinsam nach Lösungen. Es ist erstaunlich, auf was für Gedanken Kinder manchmal kommen! Angenommen wird der Vorschlag, mit dem sich beide einverstanden erklären – selbst wenn ich eine andere Lösung besser fände. Können sich die Kinder nicht einigen, vertagen wir die Diskussion. Manchmal muss ich – auch wenn es unbequem ist – mich selbst als Lösung anbieten. Schlage ich vor, vorzulesen oder das fünfzigste Mal diese Woche Lotti Karotti mitzuspielen (ein kooperatives Spiel wäre übrigens die bessere Lösung), so ist jeder Streit sofort vergessen. Und am Abend vor dem Schlafengehen reden wir noch einmal darüber, wie wir einen Streit am besten lösen, ohne zu hauen.

Geschwister zu haben ist manchmal anstrengend – aber auch eine wunderbare Gelegenheit, jeden Tag wieder Konfliktmanagement zu lernen. Und wenn ich mir vorstelle, dass die Fünfjährige später im Job ebenso überzeugend argumentiert wie wenn sie ihre Schwester dazu überredet, ihr den Rest der Nikolaussüßigkeiten zu überlassen, muss ich mir um ihre Karriere wohl keine Gedanken machen.

Meine Strategie bei Geschwisterstreit

Wie können wir nun tatsächlich den Streit klären? Meine Strategie ist aus mehreren Büchern zum Thema und in Gesprächen mit Katia Saalfrank, die bei uns eine (extensive) Familienberatung gemacht hat, entstanden.

1. Ich begebe mich auf Augenhöhe der Kinder und versuche, sie räumlich so weit zu trennen, dass sie sich nicht gegenseitig weh tun können. Meistens reicht es, wenn ich mich zwischen sie setze. Manchmal ist ein Kind so aufgebracht, dass es immer wieder versucht, das andere zu kratzen. In diesem Fall nehme ich es auf den Arm, bis es sich beruhigt hat. Will es das nicht, nehme ich das andere Kind auf den Arm, um es zu schützen. 2. Ich bitte beide Kinder nacheinander, mir zu erzählen, was geschehen ist. Wenn sie das nicht können, versuche ich, es selbst in kurze Worte zu fassen. 3. Ich erkenne an, wie schwierig das Problem ist. 4. Wir versuchen zusammen, Lösungen zu finden.

Im Buch “Hilfe, meine Kinder streiten”, empfehlen die Autorinnen, das Vertrauen ausdrücken, dass beide eine für alle faire Lösung finden und dann den Raum zu verlassen. Bei ganz kleinen Kindern funktioniert das noch nicht, weil sie auch erst einmal ein Repertoire an Lösungen brauchen. Sehr lange war ich also immer dabei, habe Lösungsvorschläge gemacht. Es ist aber immer wichtig, die Kinder auch zu fragen und nicht nur die Lösungen vorzusetzen. Sehr häufig kommen Kinder auf Ideen, die uns nicht eingefallen wären.

Jetzt kommt es manchmal tatsächlich vor, dass ich den Raum verlassen kann und dann (sehr verzückt) den Verhandlungen lausche.

Bei uns ist es häufig die Kleine, die schneller nachgibt. Sie ist aber dennoch immer zufrieden mit einer gemeinsam gefundenen Lösung, weswegen ich darauf vertraue, dass sie es mit der Zeit lernen wird, für sich einzustehen. Sie hat immerhin die beste Lehrmeisterin…

Wenn die Kinder sich alle fünf Minuten streiten und einfach in kein gemeinsames Spiel kommen, denke ich darüber nach, welche äußeren Einflüsse eventuell nicht stimmen könnten. Sind die Kinder hungrig? Waren sie schon lange genug draußen und haben sich bewegt (rausgehen ist überhaupt sehr häufig eine gute Idee)? Wie Nicola Schmidt (zu Recht) häufig erwähnt, ist es wichtig, den Kindern immer einen Schritt voraus zu sein. Das gilt besonders bei Kindern, die schnell aggressiv werden. Wir müssen lernen, die Warnzeichen zu hören und dann früh genug körperlich anwesend sein, um uns wortwörtlich zwischen die Kinder zu stellen. Denn auch wenn Kinder lernen müssen, Konflikte selbst zu lösen, ist es doch unsere Pflicht als Eltern, auf die körperliche Unversehrtheit unserer Kinder zu achten.

Manchmal ist es vielleicht schwierig einzuschätzen, ob die Kinder sich nur “balgen” oder es zu einem handfesten Kampf ausartet. Diese Situation kenne ich persönlich nicht, weil es bei meinen Kindern immer sofort ernst wird, aber ich fand die Strategie aus “Hilfe, meine Kinder streiten” sehr gut: Wir Eltern können einfach nachfragen, ob es sich um einen Spielkampf oder einen richtigen Kampf handelt. Und beide Kinder müssen es als Spiel empfinden. Auch wenn jemand stark gekitzelt wird und lacht, kann das sehr unangenehm sein.

Diese Strategie ist Teil eines ausführlichen Artikels, den ich beim Gewünschtesten Wunschkind vor längerer Zeit als Gastartikel geschrieben habe.

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