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Routinen und Rituale im Alltag (Teil 1)

On 28.06.2019 by anna

Brauchen Kinder Routinen? Was sind die Vorteile von Routinen, was die Nachteile? Was sind sinnvolle Morgen- und Abendroutinen mit Kindern? Teil 1/2 über Routinen im Alltag mit Kindern

„Kinder brauchen Routinen“, heißt es überall. Routinen geben Sicherheit, Ruhe, Orientierung und Halt. Wenn etwas immer wieder in unserem Alltag vorkommt, dann spielt es sich ein und wird als Selbstverständlichkeit betrachtet. Es gibt Studien, die zeigen, dass Rituale kindliche Ängste reduzieren und sie in ihrer Selbstständigkeit fördern können, andere Studien deuten auf einen Zusammenhang zwischen Ritualen und der Konzentrationsfähigkeit der Kinder hin.

(Bild: Cindy und Kay Fotografie)

Für Kinder reduzieren bestimmte Rituale die Komplexität ihres Alltags, weil sie noch weniger Reize gleichzeitig aufnehmen können als wir Erwachsenen. Sie haben noch nicht immer einen Überblick über ihre Handlungsalternativen.

Wenn wir in einer Familie besondere Rituale haben, kann das außerdem ein „Wir-Gefühl“ erzeugen. Und nicht zuletzt erspart es Eltern einige Diskussionen, wenn sich bestimmte Abläufe schematisch eingeprägt haben.

Auf der anderen Seite können sich Routinen so sehr einschleichen, dass wir unflexibel werden und bestimmte Abläufe durchziehen, ohne darauf zu achten, ob in einem speziellen Fall vielleicht ein anderer Ablauf sinnvoller wäre. Es kann sogar so weit kommen, dass wir den Blick für die Bedürfnisse der Kinder verlieren (zum Beispiel bei Abendroutinen, wenn wir versuchen, das Zubettgehen zu forcieren, obwohl unsere Kinder noch gar nicht müde sind).

Sind Kinder zu sehr auf Routinen getrimmt, fallen sie außerdem in ein Loch, sobald das Ritual einmal ausfällt.

Routinen haben also ihre Vor- und Nachteile. Letztendlich müssen wir immer als Familie schauen, welche Routinen für uns Sinn ergeben und welche weniger.

Ab wann brauchen Kinder Routinen?

„Habt ihr den schon einen festen Rhythmus?“, werden die Eltern kleiner Babys oft gefragt. Feste Schlafenszeiten zu etablieren scheint manchmal das einzige Ziel im gesamten ersten Jahr zu sein. Aber ist das wirklich sinnvoll?

Dass Kinder durch einen festen Rhythmus früher durchschlafen, ist schlicht ein Mythos. Das Durchschlafen ist ein Reifeprozess, den wir von außen nicht beeinflussen können. Unsere Babys haben im Bauch einen Rhythmus von etwa 20 Minuten gehabt – 20 Minuten schlafen, 20 Minuten wach sein – und führen diesen meist außerhalb des Bauches direkt fort. Damit sie einen geregelten Tag-Nacht-Rhythmus entwicklen, muss das parasympathische Nervensystem erst heranreifen, das die Körperfunktionen kontrolliert, die uns beruhigen. Es verlangsamt beispielsweise den Stoffwechsel und den Herzschlag und fährt die Körpertemperatur herunter – also genau das, was bei uns in der Nacht beim Schlafen passiert. All diese Körperfunktionen müssen sich erst auf unseren Tag-Nacht-Modus einpendeln.

(Bild: Leni Moretti)

Ganz zu Anfang haben Babys zum Beispiel immer die gleiche Körpertemperatur. Erst mit sechs Wochen steigt sie tagsüber leicht an und sinkt nachts ab. Das ist der erste Grundstein für das „Durchschlafen“ – aber bis es wirklich dazu kommt, wird in den meisten Fällen noch viel Zeit vergehen. Bis zum zweiten Geburtstag ist es völlig normal, dass Kinder mehrfach in der Nacht aufwachen.

Was Babys aber tatsächlich hilft, den Tag-Nacht-Unterschied zu verstehen, sind die natürlichen Reize, die „Zeitgeber“, wie sie wissenschaftlich bezeichnet werde. Licht und Dunkelheit, Geräuschpegel, Temperaturen.

Routinen entstehen überall im Alltag

Etwa ab dem sechsten Lebensmonat beginnen Kinder, Abläufe im Alltag zu verstehen und aktiv danach zu suchen. Sie beobachten uns und identifizieren unsere Gewohnheiten. Wenn wir auf der Toilette waren, waschen wir uns die Hände. Vor dem Stillen holt sich Mama ein Glas Wasser. Wenn wir rausgehen, bindet Papa sich das Tragetuch um. Unser ganzer Alltag ist voller Routinen und Gewohnheiten, ob wir diese nun bewusst geschaffen haben oder nicht.

Dagegen verändern sich die Rhythmen unserer Kinder besonders im ersten Jahr ständig. Ihr Schlafbedürfnis sinkt, Anzahl und Länge der Schläfchen zwischendurch verändern sich. Die wenigsten Rhythmen halten länger als ein paar Monate – und das ist völlig normal! Es ergibt relativ wenig Sinn, Abläufe an konkreten Uhrzeiten festzumachen, weil sich diese ohnehin immer wieder ändern werden.

Das abendliche Baden und die leichte Massage, auf die viele Eltern als Ritual für ihre Babys setzen, haben aber tatsächlich ihren Sinn: Durch Wärme und Lockerung werden die Muskeln entspannt. Es ist aber nicht dieses Ritual, das dem Kind irgendwann helfen wird durchzuschlafen, sondern vielmehr die Tatsache, dass zum einen der Übergang erleichtert wird, zum anderen diesem ruhigen Ritual eine ruhige Phase folgt.

Auch älteren Kindern können Massagen oder Fußmassagen, eventuell auch mit beruhigenden ätherischen Ölen den Übergang in den Schlaf erleichtern. Viele Kinder haben abends plötzlich viel zu erzählen und drehen dann noch einmal richtig auf. Es ist wichtig, dass sie das, was sie am Tag belastet hat, richtig verarbeiten können, aber es ist sinnvoll, solche Gespräche zum Beispiel an den Abendbrottisch oder aufs Sofa direkt nach dem Essen zu verlagern.

Kinder haben unterschiedliche Schlafbedürfnisse

Während eine beruhigende Routine einem Baby also den Übergang in den Schlaf erleichtert – wenn es müde ist -, können wir am Schlafbedürfnis unseres Kindes wenig ändern. Es gibt Kinder, die wenig schlafen, andere wiederum sind regelrechte Schlafmützen. Auch die Veranlagung zur „Lerche“ oder „Eule“ ist genetisch (und übrigens auch abhängig vom Alter: Als Kinder haben wir eher eine „Lerchenphase“, als Jugendliche werden wir zu „Eulen“ und später im Alter tendieren wir wieder zur „Lerche“). Natürlich gibt es auch individuelle Unterschiede – manche Kinder schlafen eher früher, andere später. Die Kinder, die später schlafen – besonders im Sommer, wenn die natürlichen Zeitgeber ebenfalls noch nicht die Nacht eingeläutet haben -, dann hat das meistens nichts mit fehlenden Strukturen und Routinen zu tun, sondern schlicht mit der Veranlagung des Kindes.

Auch hier können wir es höchstens mit einem beruhigenden Ritual unterstützen und die Zeitgeber so beeinflussen, wie es uns möglich ist: die Zimmertemperatur senken, die Fenster abdunkeln, die Geräusche abdämpfen. Wir werden aber nicht durch das passende Ritual aus einer*m Spätschläfer*in ein Kind machen können, das um 19:30 Uhr friedlich schlummert.

Nächtliche Wachphasen

Gerade bei Kleinkindern hört man manchmal, dass sie nachts längere Wachphasen haben und spielen wollen. Womit das zu tun hat, wurde bisher noch kaum erforscht. Es ist aber sinnvoll, zunächst zu versuchen, das Kind ruhig und im Bett mit Körperkontakt, Stillen, Shhh-Lauten oder ähnlichem zu beruhigen und wieder in den Schlaf zu begleiten oder, wenn es wirklich nicht anders geht, auf keinen Fall Licht anzumachen. Das Schlafhormon Melatonin ist sehr sensibel; ein einziger greller Lichtstrahl kann unseren Melatoninspiegel durcheinanderbringen. In Experimenten mit Hamstern zeigte sich, dass sie, wenn sie in einer Nacht durch einen hellen Lichtstrahl geweckt wurden, sie in der Nacht darauf wieder zu dieser Zeit wach wurden – auch ohne Lichtstrahl.

Wir Eltern sind übrigens nicht in der Pflicht, nachts mit unserem Kind zu spielen. Auch unser Grundbedürfnis nach Schlaf zählt, und während wir ein Kind zwar nicht zum Schlafen zwingen können, so dürfen wir es uns durchaus erlauben, auf dem Sofa wieder die Augen zu zu machen, während das Kind ruhig spielt. Hält diese Situation länger an, würde ich persönlich allerdings Unterstützung suchen (es gibt auch ganz hervorragende bedürfnisorientiert arbeitende Schlafberatungen).

Häufig gibt sich die nächtliche Wachphase allerdings nach ein paar Tagen wieder.

Brauchen Kinder Routinen?

Abendroutinen zu etablieren ist also sinnvoll, wird aber am Schlafverhalten des Kindes nicht viel verändern. Aber wie sieht es mit Routinen tagsüber aus?

Gewohnheiten sind Stabilitätsmechanismen. Sie bieten fixe Punkte im Alltag, an denen sich das Kind festhalten kann. Routinen sind die Gewohnheiten, die wir (meist bewusst) selbst entwickeln, um Vorhersehbarkeiten zu schaffen.

Der Pädagoge und Psychiater Rudolf Dreikurs schreibt: „Die tägliche Routine für ein Kind das ist, was die Wände für ein Haus sind: Sie geben ihm Grenzen und Raum fürs Leben. Kein Kind fühlt sich in einer Situation wohl, in der es nicht weiß, was es erwarten soll. Die Routine gibt Kindern ein Gefühl von Sicherheit. Eine fest verankerte Routine gibt einem das Gefühl von Ordnung, woraus wiederum ein Gefühl von Freiheit entsteht.“

Das klingt erst mal sehr logisch. Kinder wollen die Welt verstehen und immer gleiche Abläufe helfen ihnen dabei. Sie machen ihren Alltag vorhersehbar und das kann ihnen eine innere Ruhe geben. Aber sind Routinen Wunderheilmittel, die das ganze Leben einfacher machen?

Routinen bieten für Kinder – aber auch Eltern – eine Struktur für den Alltag. Immer wiederkehrende Handlungen automatisieren sich, sodass wir weniger darüber nachdenken müssen. Sie werden selbstverständlich. Vor dem Essen Hände waschen. Nach dem Essen Zähne putzen. Nach dem Vorlesen geht das Licht aus. Sind gewisse Abläufe immer gleich, gibt es oft weniger Reibungspotenzial, weil es zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Da wird nicht mehr viel diskutiert. Das kann Eltern den Alltag natürlich ziemlich erleichtern, schließlich diskutieren wir ohnehin schon so vieles.

Allerdings denke ich, dass Routinen nicht als Erziehungsmaßnahmen eingesetzt werden sollten. Schaffen wir die Routinen aus dem einzigen Grund, um Diskussionen aus dem Weg zu gehen, verpassen wir wichtige Chancen, um unseren Kindern wirklich zu begegnen. Und wir werden unflexibel – dabei ist Flexibilität eine Eigenschaft, die wir als Eltern kultivieren sollten.

Gerade im ersten Jahr mit Baby passieren so viele Entwicklungsschritte, die sämtliche Rhythmen immer wieder verändern. Wer da versucht, trotzdem immer wieder die selben Routinen zur selben Uhrzeit durchzusetzen, läuft nicht nur Gefahr, unflexibel zu werden, sondern auch die Bedürfnisse des Kindes zu missachten. Prinzipiell ist die Frage nach den Routinen eben auch eine Grundsatzfrage: Wie sehr wollen wir, dass sich unser Kind dem Leben anpasst – und wie sehr wollen wir das Leben an unser Kind anpassen?

Babys brauchen nicht unbedingt die festen Rituale, um Vorhersehbarkeit zu lernen. Was sie brauchen, ist Verlässlichkeit. Sie brauchen das Wissen, dass ihre Eltern für sie da sind, dass sie sie nähren, wenn sie es brauchen, dass sie nicht allein gelassen werden und dass auf ihr Weinen gehört wird. Ist das gegeben, müssen wir uns keine Sorgen machen, ob unser Alltag für unser Baby zu unstrukturiert sein könnte.

Auch bei Kindern, die über das Autonomiephasenalter hinaus sind, wird manchmal behauptet, zu wenig Struktur und Regeln im Alltag würden ihre immer noch häufigen Wutanfälle auslösen. Oft ist genau das Gegenteil der Fall: Die Kinder verspüren zu wenig Selbstwirksamkeit. Wenn sie im Alltag mehr mitbestimmen und „gefährliche“ Dinge allein erledigen dürfen, sind die meisten „Wackelzahnpubertierenden“ auf einmal viel ausgeglichener. Routinen sind kein erzieherisches Geheimrezept für folgsame, „brave“ Kinder. Sie sind ein Mittel, mit dessen Hilfe wir unseren Tag strukturieren und für unsere Kinder vorhersehbar machen können und die uns gut tun – solange wir in ihnen flexibel und anpassungsfähig bleiben.

Wo ergeben feste Abläufe Sinn?

Die meisten Kinder freuen sich über Vorhersehbarkeit wie „Jeden Dienstag gehe ich zu Oma“ oder „Donnerstag Nachmittags ist Kindertanz“. Im Alter von etwa drei bis vier Jahren, wenn Kinder langsam Interesse an den Wochentagen zeigen, ist es zum Beispiel sinnvoll, gemeinsam einen Wochenplan zu erstellen. Auch wenn die Eltern getrennt sind, helfen solche Pläne ihnen zu verstehen, wann wer für sie zuständig sein wird.

(Bild: Leni Moretti)

Den kompletten Tag minutiös zu planen, ist für Kinder nicht nötig. Eine Ausnahme stellen hier einige autistische Kinder dar, die Vorhersehbarkeit sehr stark brauchen und für die jede Veränderung Stress bedeutet.

Kinder profitieren zwar davon, wenn der Tag strukturiert ist, ein „morgens frühstücken wir und machen uns fertig, vormittags bin ich im Kindergarten, nachmittags gehen wir auf den Spielplatz, abends lesen wir noch und dann geht es ins Bett“ reicht aber völlig aus. 

Wo es aber tatsächlich sinnvoll ist, relativ gut ausgearbeitete Routinen zu haben, sind die Essens- und Schlafenszeiten. Studien zeigen, dass mindestens eine gemeinsame Mahlzeit mit der ganzen Familie Kinder gesünder essen lassen und Essstörungen vorbeugen. Ähnliche Zubettgehzeiten werden vor allem mit Eintritt in die Schule wichtig, weil Kinder schließlich genügend Schlaf brauchen.

Aber die genauen Abläufe einer Abendroutine müssen nicht fest an Uhrzeiten geknüpft und auch nicht jedes Mal in exakt derselben Reihenfolge ausgeführt werden. Rituale sollen Kindern helfen, sich zu orientieren – sie sollen sie aber nicht einschränken.

Routinen nutzen, um Ruhe in den Alltag zu bringen

Kinder haben oft Probleme mit Übergängen. Das Problem dabei ist, dass der gesamte Ablauf am Morgen in den meisten Familien aus Übergängen besteht. Vom Bett in die Küche, ins Badezimmer, ins Kinderzimmer, in den Flur. Routinen können hier helfen, damit die Kinder sich zurecht finden und wissen, was noch erledigt werden muss.

Außerdem greift hier natürlich wieder das Argument, dass feste Routinen Diskussionen reduzieren. Jeden Morgen ums Zähneputzen diskutieren zu müssen, zermürbt Eltern auf Dauer. Sobald es sich aber fest etabliert hat und zur Selbstverständlichkeit geworden ist, wird die ganze Situation auf einmal entspannter. Bei Hygienemaßnahmen ist es absolut sinnvoll, sie fest in den Tag zu integrieren, schließlich befriedigen sie auch ein Grundbedürfnis.

Der Soziologe Niklas Luhman sagt: Routinen helfen die Komplexität zu reduzieren und unsere massige Anzahl an Handlungsalternativen zu verringern. Wenn wir Erwachsenen einen Handlungsrahmen vorgeben, dann geben wir unserem Kind damit einen verständlichen, verlässlichen Rahmen, innerhalb dessen es frei entscheiden kann. Kinder haben ein Grundbedürfnis nach Selbstwirksamkeit. Daher finde ich es wichtig, die Kinder beim Schaffen der Routinen mitbestimmen zu lassen. Es hilft ihnen, zu verstehen, was erledigt werden sollte und gibt ihnen die Möglichkeit, selbst Wünsche zu äußern. Ich halte es auch für wichtig, innerhalb der eigenen Routine flexibel zu bleiben und klare Prioritäten zu setzen. Dass die Zähne geputzt werden, steht nicht zur Debatte. Mit welcher Zahnbürste oder wo geputzt werden soll, je nach Familie eventuell schon.

Meine Ideen für einen stressfreien Morgen

– Ein entspannter Morgen beginnt am Abend vorher. Wir legen abends immer die Kleidung für den nächsten Tag auf den Stuhl und ich bereite den morgendlichen Smoothie und die Brotboxen für den nächsten Tag vor. Ich habe außerdem festgestellt, dass unsere Morgende ruhiger verlaufen, wenn die Schlafumgebung der Kinder relativ ordentlich ist. Ansonsten geraten sie mit den herumliegenden Spielsachen direkt wieder ins Spiel, was die Morgenplanung schwierig macht. Abendliches Aufräumen hilft da sehr (ein Punkt, an dem wir gerade arbeiten, weil wir Eltern abends auch nicht mehr unbedingt Lust haben, die Kinder zum Aufräumen zu motivieren).

– Nach Möglichkeit stehe ich selbst etwas früher als die Kinder auf, um den Tag ruhig zu beginnen.

– Ich lasse die Kinder selbst; hier helfen Licht (notfalls Lichtwecker im Winter) und sanfte Musik, statt schrille Weckertöne, die gleich am Morgen unseren Stresspegel in die Höhe schnellen lassen.

– Ich bemühe mich, ruhig zu sprechen, statt zu hetzen. Meine Kinder haben die Angewohnheit, unter Druck noch langsamer zu werden. Richtige Zeitplanung ist hier natürlich das Wichtigste; wenn wir aber mal verschlafen haben, kommuniziere ich das direkt und offen und plädiere an das Verständnis meiner Kinder, was erstaunlich oft klappt.

– Wenn die Kinder orientierungslos in der Wohnung herumstolpern, gebe ich ihnen klare Anweisungen, aber immer nur eine auf einmal. „Geh bitte ins Bad, putz deine Zähne, zieh den Schlafanzug aus und wasch dir die Hände.“ sind auch für Vorschulkinder besonders am Morgen noch zu viele Informationen, die sie noch gar nicht auf einmal verarbeiten können. Nein, auch dann nicht, wenn es jeden Morgen stattfindet. Hier helfen selbst gemalte Pläne uns oft weiter.

Zusammenfassung

Routinen können uns helfen, den Tag zu strukturieren. Dabei geht es weniger darum, die immer gleichen Abläufe zu schaffen, als vielmehr, Gewohnheiten zu etablieren und Abläufe zu vereinfachen. Es ist weniger wichtig, in welcher Reihenfolge und zu welcher Uhrzeit wir etwas erledigen. Gerade wenn der Morgen oft hektisch verläuft, hilft es, semi-feste Abläufe zu etablieren (die z.B. sinnvolle Reihenfolgen wie Händewaschen vor dem Essen beinhalten), innerhalb deren wir flexibel bleiben können (Waschbecken im Bad oder in der Küche).

Kinder wollen Routinen gern mitbestimmen und sie flexibel halten. Der Alltag ändert sich immer wieder. Statt weiterhin an etablierten Routinen festzuhalten, ist es sinnvoll, sie immer wieder auf die eigenen Bedürfnisse abzuändern.

Das Wichtigste für Kinder ist Verlässlichkeit; nicht in Form von Zwängen, sondern in Form von verlässlichen Erwachsenen, die für unsere Kinder als Ansprechpartner*innen emotional zur Verfügung stehen und ihre Versprechen halten. Ist das nicht gegeben, werden Kinder in der Tat irgendwann Verhaltensauffälligkeiten zeigen (nicht unbedingt zu Hause), weil es ihnen an Halt fehlt.

In den meisten Familien entstehen Rituale und Strukturen ganz automatisch. In den meisten Fällen müssen wir uns also keine Sorgen machen, unseren Kindern zu wenig Verlässlichkeit zu geben, sondern dürfen uns entspannen und unser Familienleben genießen.

(Teil 1/2)

Im zweiten Teil wird es speziell um die Veränderungen von Routinen gehen, wenn beispielsweise ein Geschwisterkind neu in die Familie kommt. Es geht außerdem darüber, in welchen speziellen Situationen (z.B. bei einigen autistischen Kindern) die exakt gleichen Abläufe wichtig sein können und wie wir Routinen im Alltag etablieren können.

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